Landschaftspark Freiham München - Preisgruppe 1.Stufe

Lützow7

Landscape Park Freiham Munich - Price group 1st level

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Landschaftspark Freiham 1.Stufe (Preisgruppe) - Erläuterungstext Wettbewerb

Leitbild / Nutzung

Der Landschaftsraum am Rande Freihams wird durch die entstehende Parklandschaft, durch den Übergang der Siedlungsstruktur in den offenen Landschaftraum im Westen in den kommenden Jahren signifikant geprägt. Das Parkband, mit einer Länge von ca. 2.4 km und einer Breite von ca. 0.3 km, wird durch die Autobahn mit den begleitenden ca. 10m hohen Lärmschutzwällen funktional und visuell von der offenen ackerbaulich genutzten Landschaft, den Gehölzbeständen der Landschaften der Moosschwaige und der Aubinger Lohe im Westen abgeriegelt. Drei Brücken verbinden den Landschaftsraum mit dem Park und der Siedlung Freiham im Westen Münchens. Die markante topografische Struktur der Wälle bildet eine visuell markante Barriere, deren für den langgestreckten Park raumbildende Wirkung konzeptimmanent thematisiert ist. Die in nordsüdlicher Ausrichtung gehaltene Raumfolge von offenen und eher geschlossenen Parkpartien nimmt mit der offenhaltenden Fortführung der Landschaftskorridore die Struktur der Siedlung auf und generiert alternierende Raumsequenzen mit unterschiedlichem Charakter und variierenden Proportionen. Gehölzcluster und Offenbereiche interpretieren das Motiv der Landschaftsräume der Moosschwaige, Aubinger Lohe und erschaffen zugleich eine formal sowie funktional gegliederte innere Parkstruktur, die den Übergang von der Landschaft in den Stadtraum inszeniert. Die Bespielung und Nutzung des Landschaftsparks folgt dem Prinzip der westöstlichen Sequenzen des Raumes und bildet eine Zunahme der Nutzungsintensität hin zum Siedlungsraum aus. Im Osten der Anlagen werden intensive Freiraumnutzungen im Westen extensivere Angebote vorgeschlagen, wobei die Priorisierung der Aspekte einer naturnahen, vegetativen Entwicklung im Westen des Parks Vorrang erhalten. Durch Offenhaltung der leicht bewegt, topografisch modellierten zentralen Parkpartien sind weite Sicht- und Achsbeziehungen mit malerisch anmutenden Solitärgehölzen gedacht und ein spannungsreiches Gegenüber zwischen den urbanen und mehr landschaftlich - naturnahen Aspekten des Parkgefüges aufgebaut.

Wegenetz / Orte

Das Netz der nach Funktion und Partien unterschiedlich breiten Wege, erschließt nach alternierender Gliederung konsequent folgend die Parkanlage. Der somit generierte Zuschnitt der Vegetationsflächen, Plätze und Orte orientiert sich an der „Körnung“ von Vorbildern bestehender Landschaftsparks, wie zum Beispiel dem Englischen Garten in München, dem Central Park in New York oder dem zeitgenössischen Park am Gleisdreieck in Berlin. Promenaden, Hauptwege, Nebenwege und Fahrradrouten verbinden in Ausrichtung auf Sicht- und Achsbezüge die besonderen Orte im Park. Das Wechselspiel von Sequenzen geschwungener und axial ausgerichteter Wegepartien orientiert sich sowohl an der inneren Logik der Anlage als auch an den Anbindungen an das Umfeld. Besondere Orte im Gefüge der Parkanlage sind sorgfältig auf ihren jeweils eigenständigen Charakter, sowie die Positionierung, Bedeutung, Nutzung und Topografie hin gesetzt. Sie bilden Ankerpunkte der Wegeverbindungen, die durch die Einheit der Sicht- und Nutzungsstruktur eine klare Orientierung gewährleisten. Vier differenziert programmierte Aussichtspunkte auf dem Höhenniveau des Walls geben den Blick frei auf die westlich liegende Kulturlandschaft, ein Aussichtsturm ermöglicht die Sicht über das Siedlungsgebiet Freihams nach Osten. Die Aussicht Germeringer Weg bietet neben einem Wetterdach eine Fahrradstation mit Toilette auf dem Brückenniveau. Der Veranstaltungsplatz mit Bühne, Feuerstelle und Wasserspiel, der Platz am See mit Kiosk und Toiletten, der Kreuzungsplatz im Übergang von der Freihamer Parkallee zum See mit Information zum Park und den Themen Urban Gardening und – Farming, sowie der Vereinsplatz der Kleingartenanlage im Norden komplettieren das Netz der Wege und Orte.

Topografie

Ausgehend von der Bestandstopografie ist die Neumodellierung in Ausrichtung auf die Gliederung des Parks und der Nutzungen ausformuliert. Einem moderaten Bodenabtrag in den Bereichen der offenen Mitte steht ein Bodenauftrag in einigen östlichen Bereichen der Wallanlagen gegenüber. Im Zusammenhang der erweiterten Topografie des Walls und dem vorgesehenen Bodenauftrag im Baugebiet bildet die Mitte eine leichte Mulde, deren Gefälle die Gliederung der Parks definiert und stärkt. Die Landschaftsbrücke wird im Zusammenspiel mit den Mulden des Sees, der Veranstaltungswiese sowie der Aussicht Freiham sanft bewegt und modelliert. Die topografische Überhöhung der Aussicht Freiham bildet im Bereich der Öffnung des Lärmschutzwalles am Autobahnanschluss einen zusätzlichen Lärmschutz für die zentralen Bereiche aus. Die Modellierungen der Topografie stellen für alle Bereiche des Parks die inclusive Nutzung mittels einer maximalen Gefälleausformulierung der Wege von 5% sicher.

Vegetation

Die Parklandschaft Freiham vollzieht die Synthese, die vielfältigen ökologischen Anforderungen mit einem vielschichtigen Angebot an intensiven und extensiven Nutzungen für die Naherholung zusammenzuführen. Die derzeit strukturarmen, intensiv genutzten Ackerflächen sind durch unterschiedliche ökologisch-nachhaltige Maßnahmen in eine vielfältige naturnahe Parklandschaft übergeführt. Durch die Aufwertung und Schaffung neuer Habitate ist ein strukturreicher Landschaftsraum geschaffen. Das Wechselspiel von dichteren artenreichen Gehölzpflanzungen zu offenen Wiesenflächen führt zu einer hohen Biodiversität. Die unterschiedlichen Typologien bilden ein vielschichtiges Repertoire der Naturerfahrung und Umweltbildung für die Besucher des Landschafsparks Freiham. Der Siedlung westlich und nördlich vorgelagert wird eine Streuobstwiese vorgeschlagen, die als vegetative Kante den Übergang von der Stadt in den Landschaftspark bildet. Die charakteristischen Eigenschaften in Blüte, Frucht und Herbstfärbung der vorgeschlagenen Sorte (s. Leitbaumkonzept) bilden neben der ökologischen Wertgebung reizvolle jahreszeitliche Aspekte. Die Streuobstwiese vermittelt zwischen dem höherliegenden Stadtraum und dem tieferliegenden Landschaftsraum. Im Anschluss befindet sich ein Aktionsband. Der rhythmisierende Wechsel aus Hecken schafft grüne Kompartimente, die unterschiedliche Nutzungen beherbergen. Die Heckenstrukturen dienen gleichfalls als Vogelschutz- und Nährgehölze. Im Norden befinden sich innerhalb dieser Heckenräume die Anlagen der Kleingartenkolonie. In Referenz zur westlichen Kulturlandschaft liegen Gehölzcluster inmitten weiter Wiesenlandschaften, die als extensiv genutzte Magerwiesen vorgesehen sind. Einzelne Solitärpflanzungen und lockere „Clumps“ bilden optische Bezugspunkte. Zur Erhaltung eines vitalen Baumbestandes werden heimische und nicht-heimische Gehölze, die widerstandsfähig gegen längere Trockenperioden sind, vorgeschlagen. Im Dialog der natürlichen Vegetation des lockeren Eichen-Hainbuchenwaldes in der Aubinger Lohe werden für die raumbildenden Gehölzcluster mit einzelnen Lichtungen vorwiegend heimische Arten vorgeschlagen. Die vorhandenen Feldgehölze als wertgebende Habitatflächen für Feldhase, Bussard und Turmfalke sind behutsam integriert. Die Landschaftsfenster bilden als urbane Fugen den Übergang in den Stadtraum. Um die Durchlüftung des Gebietes zu unterstützen, sind innerhalb der Landschaftsfenster nur mittelkronige Baumarten und einzelne lockere Solitäre aus großkronigen Bäumen geplant. Auch hier werden Trockenheit verträgliche Arten aus heimischen und nicht heimischen Gehölzen gewählt. Die vorhandene historischeKastanienallee am Gut Freiham wird als Rückgratin die Parklandschaft fortgeführt (s. Leitbaumkonzept). Im Sinne der Vielfaltsind im Landschaftspark unterschiedliche Habitattypen vorgeschlagen. Im Westen, entlang des Lärmschutzwalls, ist die artenreiche Wiesenböschung weiterentwickelt. Östlich der Wiesenböschung vorgelagert ist in Nord-Süd-Richtung eine durchgängige Magerrasenfläche vorgeschlagen, die eine Trockenbiotopvernetzung auch zu den Biotopflächen südlich der Bahnlinie im Norden schafft. Der Magerrasen bildet nach Osten im Wechselspiel mit dichteren Großgehölzpflanzungenoffene Flächen aus. In den Übergangsbereichen (halboffene Flächen) befinden sich gestuft blühende Wildobstgehölze. Dies schafft positive Bedingungen für neue Habitate.

Die Wiesen- und Rasenflächen, die intensiver genutzt werden, liegen als Aktionsflächen inmitten der weitläufigen Wiesenlandschaft. Grundsätzlich wird eine graduelle Abstufung der Nutzungsintensität von Osten zu den strukturreichen Typologien im Westen vorgeschlagen.

Beurteilung durch das Preisgericht 10/2016

Der Entwurf generiert eine Dramaturgie aus unterschiedlichen Raumfolgen (offene Räume, geschlossene Räume) von Süd nach Nord. Der Lärmschutzwall wird durch einen dichten Gehölzgürtel abgepflanzt und es entsteht ein grünes Rückgrat für den Park. Als Pendant zum grünen Rückgrat wird der Park zur Stadtkante hin durch ein grünes Band gefasst, was auf zwei Ebenen zwischen Stadt und Parkfläche vermittelt. Im direkten Anschluss zur städtebaulichen Kante wird ein grüner Filter ausgebildet, der durch lockere Gehölzpflanzung bestanden ist. Auf einer darunter liegenden Ebene werden vielfältige wohnungsnahe Freiraumnutzungen angeboten.

Zur linearen Topographie des Lärmschutzwalls werden punktuell Kontrapunkte gesetzt, die besondere Nutzung aufnehmen, wie z.B. die vier verschiedenen Aussichtspunkte, die Blicke über den Lärmschutzwall ermöglichen und barrierefrei erschlossen sind.

positive Aspekte:
- Erschließungssystem mit kleinen Punkten hilft, das komplexe Nutzungsprogramm auf die Fläche zu bringen. Das Erschließungssystem besteht aus Wegen unterschiedlicher Hierarchie. Ein Promenadenweg erschließt den Park auf schnellem Weg und definiert klare Eingangsbereiche im Norden und Süden. Ein Serpentinenweg lädt zum Flanieren ein und eröffnet immer wieder überraschende Blicke in den Park. Darüber hinaus sind ein Haupt- und ein Nebenradweg vorgesehen. Die Freihamer Allee wird fortgeführt und mündet in einen kleinen Platz. Die intensiveren Nutzungen werden punktuell an Kreuzungspunkten des Wegesystems im Park verteilt.
- Es liegt ein differenziertes Konzept für die Vegetationsstrukturen mit Biotopvernetzung und die Leitbaumarten vor.
- Das Konzept bietet Räume unterschiedlicher Qualität und Nutzungen an.
Wie z.B. Flächen für Urban Gardening, Spiel- und Liegewiesen, Kleingartenanlagen, welche sich gut in die Parkstrukturen einfügen und eine hohe Aufenthaltsqualität bieten.
- Intensivere Freiraumnutzungen werden am Fuß des Walles und am Sportcampus konzentriert.
- Bei Großzügigkeit der Gesamtkomposition gute Differenzierung im Detail.

Kritikpunkte:
- Kritisch gesehen wird der See mit Café und Veranstaltungsplatz hinsichtlich Pflege, Wirtschaftlichkeit und Erschließung.
- Fehlender Lärmschutz an der Kleingartenanlage.

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