Die öffentlich zugängliche Grünanlage im Berliner Bezirk Neukölln als Comenius- Garten zu entwerfen, bedurfte ausführlicher Beratungen (Planungszeit 1986-1994, realisiert 1995). Nicht nur den Interessen der Nachfahren Böhmischer Brüder, die im Geiste des Comenius die Geschichte des betroffenen Areals geprägt haben, sondern auch den Erholungsbedürfnissen der Bevölkerung, die in einem Grünanlagen unterversorgten Stadtteil lebt, werden hier entsprochen. Die Stadterneuerungspläne tragen also zur Verbesserung des Wohnumfelds und zum Erhalt von Böhmisch-Rixdorf bei.
Ort der Zuflucht könnte der Garten heißen, nicht nur für den Augenblick. Einwanderungen haben ihn ermöglicht; lebendiger Teil ihrer alten, wie neuen Geschichte ist der Garten. Ihm gegenüber liegt das Böhmische Dorf, gegründet 1737, wo Nachfahren tschechischer Glaubenflüchtlinge leben, in der achten Generation. Im Gepäck waren Schriften von Comenius. Inzwischen wohnen Angehörige vieler Ethnien und Religionen hier: Türken, Libanesen, Palästinenser, Kurden, Kossovaren, Roma; Muslime, Christen, Jasiden, Buddhisten, Bahai. Herkunft, Glaube, Weltanschauung, kultureller Dialog sind im Garten alltägliche. Themen.
Die Gartenarchitektur führt Ungewöhnliches vor Augen, das Weltbild von Comenius: den Lebensweg, die Schulen, die der Mensch durchläuft, vom vorgeburtlichen Werden bis zum Tod, begleitet vom Wechselspiel der ersten und zweiten Natur. Hier behauner, dort roher Stein, hier veredeltes, dort wildes Obst, hier Rasen, dort Wiese. Der Garten macht feinfühlig, thematisiert Verletzbarkeit, ist zum Gebrauch, nicht Verbrauch bestimmt.
Im Grundschulbereich des Comenius-Gartens wurden die Buchtitel der verlorengegangenen Handschriften, die Comenius für die sechs Klassen der Schule des Knabenalters (einer „gemeinen“ Schule) verfasst hatte, verwandt. Sie lauten: VEILCHENBEET, ROSENHAIN, IRRGARTEN, ARZNEIGÄRTLEIN UND SEELENPARADIES. Diese Schulbuchtitel sind dem Aufbau eines Gartens entlehnt, wobei unter dem Ausdruck Seelenparadies sicherlich eine Laube zu verstehen ist, die auf Salomonische Tempel -ein beliebtes Motiv des Comenius - anspielt.